Göta Kanal – 70

Entspannt ging es heute morgen los. Nach einer warmen Dusche und dem Verzehr des Frühstücks auf Stühlen an einem echten Tisch wurden aber erst einmal die Bremsbacken gewechselt. Viel war da nicht mehr drauf und sollte einem ein Elch vor die Räder laufen tut man gut daran nicht in diesen hinein zu fahren.
Unsere route führt uns dieses mal östlich des Vänern entlang nach Süden. Heute hatten wir uns als Ziel erneut die 100km gesetzt. In großen Schritten geht es nun Richtung Hamburg. Wir kamen hervorragend voran. Gut ausgebaute Wege und ein Teil auf der Hauptstraße trugen hierzu bei. In Sjötorp aber begann dann das volle Kontrastprogramm. Entlang des Göta Kanals führt ein wunderbarer Radweg. So viele Radfahrer haben wir die ganze Tour über noch nicht gesehen wie hier unterwegs sind. Aber wir sind behindert. Max Knie, welches gestern Abend schon Probleme bereitete meldet sich lautstark. Da hilft auch kein Fluchen und Stöhnen. Mir schalten einen Gang zurück und genießen diese Landschaft.

Das Wetter heute war so gut, dass ich beinahe einen Sonnenbrand bekommen habe. Sollte es so bleiben muss ich die Sonnencreme wieder aus den Untiefen der Tasche graben um meine bleiche Haut zu schützen. Max hat es gut, da er bei seinen Jobs in Barcelona und Cape Town schon ein wenig vorbräunen konnte. Schon relativ früh kommen wir aber an einer Biwakhütte vorbei und beschließen, auch um das Knie zu schonen, die Nacht hier zu verbringen. Doch wir sind hier nicht allein. Al hat schon begonnen es sich hier gemütlich zu machen. Al ist ein Rentner aus Florida, welcher immer im Sommer vor der Hitze flüchtet und seine Zeit lieber in kälteren Gegenden verbringt. Er hat einen Freund bei Delta-Airlines wodurch es ihm möglich ist lustig durch Europa zu fliegen. So startete er in Kopenhagen und wird wieder von Prag aus in die Staaten fliegen.

Er ist ein ruhiger Typ aber es macht Spaß sich mit ihm zu unterhalten und er hat viel zu erzählen. Von Touren quer durch Amerika, längs durch Amerika. Wanderungen in Frankreich, Deutschland und Argentinien. Er hat einige Freunde quer durch Europa verstreut und besucht diese nun nach und nach. Normalerweise ist auch er mit dem Rad unterwegs aber die Zeiten sind nicht mehr das, was sie mal waren und so ein Fahrrad heil nach Europa zu bekommen ist teuer und anstrengend. Also ist der Plan sich hier ein gebrauchtes zu kaufen um damit einen Teil der Tour zu machen. Bis er dies jedoch hat wandert er Teile der Strecke und schippert auch mal mit einem Boot über die Seen.

Dankend nimmt er den Kaffee und die Schokolade an, welche wir ihm anbieten. Da seine Isomatte den Geist aufgegeben hat schläft er momentan ohne solch eine auf dem nackten Boden in seinem alten, etwas zu klein geratenen Zelt. Alles kein Problem, da er ja eine Plane habe und seinen Poncho zum unterlegen. Im Nachhinein sind wir uns nicht einmal sicher, ob er einen Schlafsack dabei hatte. Es war schon richtig wenig Gepäck, welches er mit sich herum trug. Aber auch das wird noch mehr, wenn er in der nächsten Woche wieder richtig in Form ist und über die Wege hüpfen kann.

Wir entschlossen uns diese laue Nacht in dem Holzverschlag zu verbringen. So gegen 0 Uhr konnte man dann auch endlich in Ruhe schlafen ohne ständig von einer Monstermücke angefallen zu werden. Hoffen wir, dass Kollege Knie sich morgen wieder ein wenig gefangen hat. Ich lote aber trotzdem schon einmal ein wenig die Optionen aus, wie man mit Bus und Bahn hier wegkommen könnte.

One Comment on “Göta Kanal – 70

  1. Moin Jungs,
    Schaltet mal einen Gang runter! Max, Du brauchst Dein Knie noch 75 Jahre.
    Bis bald in Hamburg
    Wolfgang und Susana

Schreibe einen Kommentar