Erste Bewährungen – 61
Mein Gott sehen wir alle fertig aus am frühen Morgen. Der anstrengende Bautag von gestern steckt uns noch im Kopf und in den Händen. Aufgeschürfte Hände von den Seilen und dicke Finger von den Mückenstichen paaren sich mit einer leichten Groggigkeit. Überhaupt… Es ist unglaublich, dass wir noch leben. Die kleinen Biester haben uns vergangenen Abend geradezu leer gesaugt. Einen Liter haben sie bestimmt pro Person gezapft. Dafür hatten wir aber eine nette Fleischeinlage zu unserem Couscous. Die kleinen Biester krabbeln in jede Körperöffnung, welche nicht von Stoff bedeckt ist. Max und ich hatten mit unseren Mückenhüten zwar gut vorgesorgt aber selbst dadurch krabbeln die kleinen Tierchen um den Menschen zu piesacken. Aber das ist halt Schweden.
Nach der obligatorischen Portion Haferschleim (bewusst wird hier dieses schleimige Wort verwendet, da wieder das Thema aufkam wie am ekelig es klingt.) wurde der Holzkoloss beladen, die Unmengen an Ausrüstung verstaut und los ging es. Hinter der ersten Kurve sahen wir dann aber schon den Regen herannahen. Schnell also alle Regenklamotten raus. Letzter check ob alles wasserdicht uns und rein ins vergnügen. Eng ist es unter dem Zelt. Zwischen Klamotten, Zelten, blauen Säcken und Holzkisten quetschen sich zeitweise 6 Leute. Es wird kalt und windig. Und dann passiert es. Der Ausguck sieht ein Steinfeld im Wasser. Die Steine schauen bedrohlich ganz knapp aus dem Wasser. Also Stangen raus. Abstoßen und…. Knapp geschafft.
Kawumms
Aufgelaufen auf einem Stein und gegen einen 2ten gerammt. Das Holz und die Seile ächsen unter der Last der Strömung welche die 9 Tonnen fest verkeilt. Die erste Bewährungsprobe für Mensch und Gefährt. Hektik bricht aus. Kommandos werden gebrüllt und alle laufen hektisch in Kreis. Es muss unfassbar lustig ausgesehen haben wie wir nacheinander verschiedene Taktiken ausprobiert haben. Alle nach rechts, alle nach links. Alle nach vorn, alle nach hinten. Gleichmäßig verteilt oder im Gleichtakt hüpfend. Fehlanzeige.
Der Trick war dann ein geschschmeidiges wippen im Gleichtakt verbunden mit brutalem stacksen und einer gewieften Gewichtsverteilung.
Endlich losgelöst wartete hinter der nächsten Kurve dann aber keine Überraschung mehr. Nur noch mehr Regen. Aber wir waren alle ganz gut gewappnet und irgendwann brach der Himmel dann auf und wir konnten die herrlichen Sonnenstrahlen genießen. Aber nicht zu lange entspannen. Es wartet schon die nächste Probe auf uns. Hinter einer Kurve wartet schon ein Backwater um uns in seinen Bann zu ziehen. Aber lange hält es uns nicht gefangen. Wir kommen schnell wieder raus.
Aber meine Güte treiben wir schnell dahin. Fastnäs erreichten wir schon gegen 16 und dann war klar: Platz Für die Nacht suchen. Also eine Vorhut im Kanu voraus um die Uferseiten zu erkunden und sie wurden auch fündig. Also die alten Tricks angewendet, ein langes seil an das Kanu dran und dieses dann von 2 Kanuten an Lande um einen Baum gewickelt. So treibt das Floß schön langsam ans Ufer und die 5 mann Besatzung und die 2 Passagiere kommen entspannt von Bord.
Das Floß ist groß genug für uns 7. Zwar haben wir unter den Besatzungsmitgliedern die 2 größten Huddler Norddeutschlands aber trotzdem lösen sich nur hier und da die Seile und es wackelt alles etwas lustig beim gehen.
Aus der Kajüte am Bug des Schiffes drang häufiger die Beschwerde wir wären doch ein wenig zu laut und zu hektisch bei den Manövern. Aber zu Glück sind die Kisten voll mit süßen Sachen, die das Leben schöner machen.
Und an Land dann wieder diese Mücken. So unfassbar viele. Aber immerhin scheint die Sonne und wir können ein nettes kleines Feuer für Kartoffeln und Würstchen machen. Das Sahnehäubchen, nein viel eher das Filetstückchen war dann das Stockbrot mit einem leichten Rumaroma und viel outdoorgedöns. Und dazu ein guter Scotch. Kinder geht’s uns gut.
Ihr tapferen Seemänner und Frauen. Haltet zusammen, esst gut, geniesst und haltet zusammen.
Liebe Grüsse(Mama) Inke